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Big Brother 2020: BB feiert 20. Geburtstag in den USA

Big Brother feiert in diesem Jahr nicht nur in Deutschland seinen 20. Geburtstag. Genau heute vor 20 Jahren – nämlich am 5. Juli 2000 – erblickte Big Brother USA das Licht der Welt. Heute ist das amerikanische Big Brother eine der erfolgreichsten Versionen weltweit. Die erste Staffel drohte jedoch der erste große Flop der internationalen BB-Geschichte zu werden.

Big Brother USA
Foto: CBS

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Im September 1999 feierte Big Brother in den Niederlanden seine Premiere und entwickelte sich schnell zu einem immensen Hit. Nachdem er mit den Quoten aus seinem Heimatland werben konnte, verkaufte John de Mol das Format zügig an Deutschland und Spanien. Auch der amerikanische Sender CBS schlug frühzeitig zu und war der vierte Sender, der dem großen Bruder auf die Bildschirme brachte.

Big Brother USA drohte zum Flop zu werden

Anders als beim Start in den Niederlanden war das Interesse an den Big Brother-Rechten in den USA groß und gleich mehrere Sender buhlten um die Ausstrahlungsrechte. CBS musste daher laut Medienberichten insgesamt 20 Millionen Dollar für die erste Staffel auf den Tisch legen und erntete zunächst eines an Ärger mit dem großen Bruder.

BB-Erfinder John de Mol und seine rechte Hand Paul Romer, der das Format mitentwickelt und die erste niederländische Staffel verantwortet hat, wollten die kreative Hoheit über die Show nicht abgeben. Paul Romer zog mit seiner Familie sogar in die USA, um die Staffel selbst produzieren zu können. Die Staffel sollte so produziert werden wie in den Niederlanden, selbst das Haus wurde nahezu 1:1 nachgebaut.

Schon das Casting machte den Produzenten Probleme

In Deutschland und Spanien gab ihnen der Erfolg bei dieser Vorgehensweise recht. In den USA jedoch nicht. Schon das Casting machte dem Team Probleme. Gerade einmal 1100 Leute hatten sich für die Sendung beworben. Aus diesen wählte Romer anhand von Richtlinien des Senders CBS schließlich 20 aus, die in die engere Auswahl kamen. Der damalige CBS-Chef Leslie Moonves war mit der Auswahl aber alles andere als glücklich. „Das ist ein Haufen Müll“, soll er bei einem Treffen mit den Produzenten gesagt haben.

Am Ende gab er nach langem Hin und Her doch noch für neun Kandidaten sein Okay, später wurde auch noch ein zehnter Bewohner gefunden. Wirklich begeistert waren vom Cast aber weder CBS noch Endemol – wofür sich beide Parteien später gegenseitig die Schuld gaben. Vorgestellt wurden sie den Amerikanern am 5. Juli 2000. Die Eröffnungsshow war ein großer Erfolg für CBS: 22 Millionen Amerikaner schalteten die Premiere von Big Brother ein. Doch die Quoten konnte der große Bruder nicht halten. Im Gegenteil: Sie brachen bereits in der ersten Woche massiv ein. Konkurrenzsender konnten sogar mit Wiederholungen bessere Quoten einfahren als CBS.

 

Die amerikanischen TV-Zuschauer und die Presse fanden das Format schlicht zu langweilig. Ein Grund dafür war auch, dass CBS nur wenige Wochen vor Big Brother mit Survivor eine ähnliche gelagerte Reality-Show auf Sendung schickte, die deutlich mehr Action bot. Bei Big Brother verbrachten die Bewohner ihren 0815-Alltag in einem schlichten Haus, bei Survivor kämpften die Kandidaten in exotischer Umgebung um ihr Überleben. Survivor hatte aufregende Spiele, Big Brother trockene Gespräche mit Psychologen. „Big Brother zeigt, warum Survivor so ein immenser Erfolg ist“, lautete eine Schlagzeile.

US-Präsident Bill Clinton rettet den großen Bruder

Dass die Amerikaner über das Internet 24 Stunden am Tag per Live-Stream in das Big Brother-Haus schalten konnten, sorgte ähnlich wie in Deutschland für negative Presse. Einer der Kritiker war der damalige US-Präsident Bill Clinton. In einem Interview mit ABC News schimpfte er über die Teilnehmer: Wie können sie nur für ein bisschen Geld ihre Privatsphäre aufgeben und ihre Familien allein lassen? „Diese Menschen prostituieren sich für einen großen Medienkonzern. Das ist sehr beunruhigend“, so der damalige Präsident.

Seine Worte haben dem großen Bruder insbesondere beim älteren Publikum geschadet. Bei den Jüngeren hatte Big Brother jedoch plötzlich etwas Verbotenes und damit Anziehendes. Nachdem Clinton öffentlich gegen Big Brother schoss und einige pikante Geheimnisse einiger Bewohner ins Tageslicht kamen, stiegen die Quoten bei den jungen Zuschauern.

Den Erfolg von Survivor – mehr als 50 Millionen Amerikaner sahen das Finale der ersten Staffel – konnte Big Brother nicht toppen. Doch am Ende lief es immerhin besser als für die olympischen Spiele. Und da der große Bruder ein besonders junges Publikum anzog, das CBS sonst kaum erreicht, wollte Leslie Moonves den großen Bruder noch nicht aufgeben. Er war offen für eine zweite Staffel. „Wenn wir das Produkt fixen können, sehen wir großes Potential für die Show“, so der Senderchef.

Amerikanische Big Brother-Konzept wurde zur zweiten Staffel komplett überarbeitet

Mit John de Mol und Paul Romer wollte er jedoch nicht erneut zusammenarbeiten. Er bestand darauf, dass ein neues Kreativteam das Zepter übernimmt. Gefunden wurde dieses in Arnold Shapiro und Allison Grodner, letztere ist bis heute Chefin des amerikanischen Big Brothers.

Sie entschieden das Format etwas umzukrempeln. So verabschiedeten sie sich vom „Back to Basics“-Ansatz, der Big Brother in Europa erfolgreich machte. Zudem strichen sie das Exit-Voting der Zuschauer. Die hatten nämlich in der ersten Staffel alle interessanten Bewohner zuerst aus der Show gewählt.

“Ich denke, eines der größten Probleme war, dass die interessantesten Leute – diejenigen, die die meisten Geschichten und Dramen schufen – von den amerikanischen Zuschauern rausgewählt wurden, weil sie als Unruhestifter angesehen wurden. Vielleicht gab es ein Problem mit der Moral”, sagte die BB-Chefin kürzlich in einem Interview zum 20. US-Jubiläum. “Am Ende blieb man mit Leuten zurück, die nicht die dynamischsten Geschichten lieferten.“

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Zuschauer haben keine Macht mehr

Inspiration holte sich das neue Produktionsteam bei Survivor, das mit Abstand erfolgreichste Reality-Format im US-Fernsehen. Dort wählten die Kandidaten sich gegenseitig aus der Show. Das sollte fortan auch die Regel bei Big Brother sein. Für die Nominierung ist nach der Konzeptänderung dagegen nur noch ein Bewohner verantwortlich: der sogenannte Head of Household. Diesen Titel gewinnt der Bewohner, der im Rahmen der Live-Show ein Match gewinnt. Auch Belohnungsmatches wurden als Reaktion auf die Surviivor-Challenges eiingeführt.

Doch nicht nur inhaltlich wurde Big Brother überarbeitet. Auch am Ausstrahlungskonzept rüttelten die Macher. Statt 5-6 Folgen pro Woche gibt es seit der zweiten Staffel nur noch drei Folgen pro Woche. Die Schlagzahl der Auszüge wurde dafür erhöht: Statt zweiwöchentlichen Exits gibt es seitdem wöchentliche Auszüge.

Trotz all dieser Änderungen war das amerikanische Big Brother immer noch klar als Big Brother zu erkennen. Strategische Spielchen und taktische Diskussionen nahmen damals nicht so einen hohen Stellenwert in der Show ein wie es heute der Fall ist. Stattdessen rückten auch immer wieder zwischenmenschliche Geschichten in den Fokus.

Big Brother heute: Strategiespielchen, Romanzen und Klamauk

Hier half CBS über die Jahre auch durch das Casting nach. So wurden ehemalige Partner gemeinsam ins Haus geschickt. Auch ein Vater-Tochter-Gespann, das Jahre lang nicht mehr miteinander gesprochen hat, gehörte einmal zur Bewohnerriege. Die Amerikaner erfanden zudem die Zwillings-Challenge, die auch Birgit und Beate aus dem BB-Dorf absolvieren mussten: Zwei Zwiilingsschwestern tauschten regelmäßig ihren Platz im Haus und durften dabei nicht erwischt werden. Emotional wurde es zudem, als Big Brother zwei Halbgeschwister castete und die erst im Haus herausgefunden haben, dass sie verwandt sind.

https://www.youtube.com/watch?v=2E17qsuyGvc

In den letzten Jahren rückten solche Geschichten jedoch in den Hintergrund. Stattdessen versucht der Sender mit einer Mischung aus Strategiespielchen und Klamauk Zuschauer zu gewinnen. So müssen die Bewohner sich für die aufwändigen Matches in ulkige Kostüme zwängen. Wer ein Match verliert, muss auch gerne eine Woche lang in einem peinlichen Outfit durch das Haus laufen.

Auch die Liebe spielt eine große Rolle: CBS wählt die Bewohner so aus, dass möglichst viele Pärchen entstehen – und beweist damit sogar ein glückliches Händchen. Big Brother hat mehr Hochzeiten und Babys hervorgebracht als das Bachelor-Universum, das sich ganz dem Verkuppeln verschrieben hat. Ein Nachteil der modernen US-Staffeln ist jedoch, dass sie an Natürlichkeit eingebüßt haben – und das nicht nur, weil das Taktieren und Paktieren so viel Platz in den Folgen einnimmt. Das Sprechzimmer nutzen die Macher inzwischen sehr häufig als Ersatz für einen Off Air-Sprecher. So werden die Bewohner von den Produzenten gebeten, im Sprechzimmer die Regeln der Show und Matches für die Zuschauer auf eine bestimmte Weise zu erklären, auch ihre Stellung im Haus müssen die Bewohner auf stets gleiche Weise beschreiben. Die Statements aus dem Sprechzimmer wirken daher einstudiert.

US-Big Brother ist einer der erfolgreichsten Ableger weltweit

Wer die Bewohner bei ihrem Alltag sehen will, muss indes zum Big Brother Live-Stream greifen. Den bietet CBS auch nach 20 Jahren noch an. Inzwischen ist er Teil der Streaming-Plattform CBS All Access, ein Abo ist bereits für knapp sechs Dollar erhältlich. An eine Abschaffung denken die Macher anders als Sat.1 nicht. „Es ist schwer vorstellbar, den Live-Stream [bei Big Brother] nicht zu haben. Dieser Live Event-Charakter macht die Show einzigartig“, so Allison Grodner vor einigen Jahren.

Der Erfolg gibt den amerikanischen Machern recht. Das amerikanische Big Brother hat über die Jahre zwar auch einige Zuschauer verloren, ist aber weiterhin eine der erfolgreichsten Sendungen im Sommerprogramm der amerikanischen Networks. Und es ist eine der beiden am längsten laufenden BB-Varianten der Welt. Seit dem Jahr 2000 lief jedes Jahr mindestens eine Staffel – manchmal sogar zwei. Das schaffte sonst nur das spanische Big Brother – das steht jedoch inzwischen dank Corona und eines Missbrauchsskandals vor einer ungewissen Zukunft.

Moderatorin Julie Chen ist seit Anfang an dabei

Seit der ersten Staffel dabei ist übrigens auch die Moderatorin Julie Chen-Moonves, die mit Abstand die dienstälteste Moderatorin der BB-Welt ist. Keine andere Person moderiert die Show seit 20 Jahren durchgängig. Und das ist durchaus etwas überraschend: Julie Chen-Moonves startete ihre Karriere nämlich als Nachrichtensprecherin und wurde für Big Brother nur engagiert, damit das Sozialexperiment nicht zu boulevardesk wirkt.

Sie selbst wollte die Moderation eigentlich nicht übernehmen. Ihr Traum war es immer, für das Nachrichtenflaggschiff „60 Minutes“ zu arbeiten, das in den USA einen Stellenwert hat wie hierzulande die Tagesthemen. Doch eine Wahl hatte Julie Chen nicht.

Für ihre BB-Moderationen musste sie dann auch einiges an Kritik einstecken, zu steif und zu emotionslos seien sie gewesen sowie immer dem gleichen Schema folgend. Die Zuschauer verpassten ihr deshalb sogar den Nicknamen „Chenbot“. Doch Julie Chen-Moonves ließ sich davon nicht unterkriegen, feiert ihren Spitznamen und moderierte sich in die Herzen der amerikanischen Zuschauer. Das amerikanische Big Brother ohne Julie ist kaum noch vorstellbar.

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Wann es mit einer neuen Staffel weitergeht ist aufgrund der Corona-Situation jedoch noch unklar. CBS würde die nunmehr 22. reguläre Staffel (nicht eingerechnet sind hier zwei Promi-Staffeln und eine Normalo-Staffel, die ausschließlich online gezeigt wurde) jedoch gerne so schnell wie möglich zeigen und steckt mitten in den Vorbereitungen. Spekulationen zufolge plant der Sender dabei passend zum Jubiläum eine neue All-Stars-Staffel mit Ex-Bewohnern aus den vergangenen 20 Jahren.

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