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Big Brother Brasilien: 1,5 Milliarden Stimmen beim Exit-Voting nach Politikereinmischung

Brasilien ist das Big Brother-Land der Weltrekorde. Beim Exit-Voting der letzten Woche wurden mehr als 1,5 Milliarden Stimmen abgegeben. Ein Grund dafür ist auch, dass es bei dem Voting nicht mehr nur um den großen Bruder ging. Es war eine politische Angelegenheit.

Big Brother Brasil
Foto: Globo

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Big Brother Brasilien ist ohne Zweifel eines der erfolgreichsten BB-Formate der Welt. Seit 2002 ist der Ableger jedes Jahr auf Sendung und erreicht auch in der 20. Staffel noch Traumquoten von rund 40%. Wer hier ins BB-Haus geht, verlässt die Show immer noch als Star. Selbst der unbeliebteste Bewohner auf Instagram hat immer noch 3,3 Millionen Follower bekommen. Davon können in Deutschland selbst Dschunglcamper nur träumen.

Big Brother Brasilien: Mehr als 1,5 Milliarden Stimmen abgegeben

Die Brasilianer lieben ihren großen Bruder einfach. Das zeigt sich auch daran, wie sehr sie mit der Show interagieren. Erst kürzlich haben die Zuschauer dort einen neuen Votingrekord aufgestellt und mehr als 400 Millionen Stimmen bei einem Exit-Voting abgegeben. Doch nun wurde dieser Weltrekord noch einmal bei weitem getoppt.

In der Live-Show am Dienstagabend verkündete Moderator Tiago Leifert, dass 1.532.944.337 Stimmen – mehr als 1,5 Milliarden – innerhalb einer Woche abgegeben worden sind. Rechnet man das auf die Gesamtbevölkerung um, so hat jeder Einwohner in Brasilien etwa sieben Stimmen abgegeben.

1.532.944.337 bilhão de obrigados! 👏👏👏 Vocês fizeram história nesta votação! #BBBilhão #RedeBBB #BBB20 pic.twitter.com/vTksiccmIW

— Big Brother Brasil (@bbb) April 1, 2020

Darum ging das Big Brother-Voting in Brasilien durch die Decke

Nun muss man fairerweise dazusagen, dass die Abstimmungen in Brasilien inzwischen kostenlos sind. Nach einer Registrierung kann jeder Fan so oft abstimmen, wie er möchte. Manche Fans berichteten, dass sie in der vergangenen Woche teils weit über 100 Stimmen in einer Stunde abgegeben haben.

Beeindruckend bleibt der Votingrekord dennoch – und die Frage bleibt: Warum haben die Zuschauer ausgerechnet in dieser Woche so oft gestimmt und den alten Rekord um mehr als eine Milliarde Stimmen gebrochen? Das Voting lief zwischen den Bewohnern Felipe, Manu und Mari ab. Mari spielte bei der Abstimmung jedoch keine besondere Rolle und bekam weit weniger als 1 Prozent der Raus-Stimmen.

Umstrittener Bewohner stand auf der Nominierungsliste

Das Voting zwischen Felipe, dem vorletzten Mann im Haus, und Manu entwickelte sich dagegen zu einem epischen Kampf zwischen zwei verfeindeten Lagern. Am besten lässt sich die Stimmung wohl mit dem US-amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf zwischen Donald Trump und Hillary Clinton vergleichen. Der Kampf zwischen den Pro-Klaus- und Anti-Klaus-Lagern, den wir in der zehnten Staffel erlebt haben, war nichts dagegen.

Felipe Prior gilt als äußerst umstrittener Bewohner. So verharmloste er Zoophilie, gab offen zu, dass er seine Mutter anschreit und ließ kaum eine Möglichkeit aus, schlecht über Frauen im Allgemeinen zu reden. Auch sein Verhalten gegenüber den Frauen im Haus ließ oft zu wünschen übrig. Oft beklagte er sich darüber, dass er Opfer einer Kampagne gegen ihn sei. Dabei war er selbst Teil der größten Negativkampagne, die Big Brother Brasilien je gesehen hat. So heckte er mit anderen Männern den Plan aus, die Frauen des Hauses zu verführen und sie zum Fremdgehen zu bewegen, damit diese in der Gunst der Zuschauer fallen. Aber ähnlich wie Donald Trump eine große Fangemeinde hat, die jeden Fehltritt schönredet, hat auch Felipe seine Fans gefunden. Sie feiern ihn dafür, dass er alles andere als politisch korrekt ist.

Sohn des Präsidenten hat sich eingeschaltet: BB wird zum Politikum

Zu seinen Fans gehören auch prominente Gesichter wie Fußballspieler Neymar oder Eduardo Bolsonaro. Er ist der Sohn von Jair Bolsonaro, der umstrittene konservative Präsident Brasiliens, und begleitet selbst politische Ämter. So sitzt er als Vertreter von Sao Paulo in der Abgeordnetenkammer des Landes und hat dort 2018 den Wiedereinzug mit dem besten Wahlergebnis in der Geschichte des Landes geschafft.

Não assisto o BBB, mas tenho observado algo, marcaram-me em vários posts sobre isso.

Tem uma militante de esquerda concorrendo com um cara que é politicamente incorreto e ganhou apoio de quem odeia mimimi, muitos jogadores de futebol, por exemplo.

Então, BOA SORTE PRIOR 👍 pic.twitter.com/Zl8tv0NDmT

— Eduardo Bolsonaro🇧🇷 (@BolsonaroSP) March 31, 2020

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Bolsonaro erklärte, dass er selbst nicht Big Brother Brasilien gucke, sprach Felipe Prior seine Unterstützung aus: „Eine linke Militantin tritt gegen einen politisch inkorrekten Mann an, der die Unterstützung aller gewonnen hat, die Mimimi hassen, zum Beispiel viele Fußballer. Daher, viel Glück Prior.” Das Big Brother-Voting hatte damit eine politische Ebene erreicht.

Abstimmung wird zum Machtkampf der politischen Lager

Immer mehr Stars und auch Organisationen wie die Bewegung „Movimento Brasil Livre“ sprachen sich dafür aus, gegen die Sängerin und Schauspielerin Manu Gavassi zu stimmen, die all das repräsentiere, was in Brasilien falsch laufe. Sie sei das Sinnbild der politischen Korrektheit und ein Zeichen dafür, wie weit sich die vermeintliche Elite vom einfachen Volk entfernt hat. Doch auch Manu, die als von neun Promis bei der Jubiläumsstaffel mitmacht, erhielt prominente Unterstützung. Am Ende ging es damit weniger um den großen Bruder, sondern fast schon um eine Richtungsentscheidung für das Land. Das Ergebnis fiel relativ knapp aus. Mit 56,73 Prozent der Stimmen musste Felipe das Big Brother-Haus verlassen.

Felipe é eliminado com 56,73% dos votos #RedeBBB #BBB20 pic.twitter.com/0iToSBEH7O

— Big Brother Brasil (@bbb) April 1, 2020

Dass es sich am Ende auch um eine politische Wahl handelte, zeigte sich bei der Verkündung des Ergebnisses des Zuschauervotings. Fernando Haddad, der die Wahl zum Präsidenten gegen Bolsanaro verlor, twitterte beispielsweise: „Ich habe nie BBB gesehen, aber ich bin so froh, dass der Prior gegangen ist. Ich weiß nicht, von wo er weggegangen ist oder wohin er gegangen ist, aber ich bin glücklich. Ich weiß nicht einmal, warum.“

Nunca assisti BBB, mas to tão feliz que o Prior saiu. Não sei de onde saiu, nem pra onde foi, mas to feliz. Nem sei por que.
P.S. Vocês viram que o Bolsonaro, hoje pela manhã, atacou os governadores? A sobriedade fake durou 12h.

— Fernando Haddad (@Haddad_Fernando) April 1, 2020

Exit-Voting wird zum Statement gegen den Präsidenten

Beeindruckender ist aber die Reaktion in einigen Vierteln von Sao Paulo. Als verkündet wurde, dass Felipe das Haus verlassen muss, brachen die Menschen dort kurz vor Mitternacht in Jubelschreie aus. Von ihren Balkonen riefen sie nicht nur „Weg mit Prior“ in die Nacht, sondern auch „Weg mit Bolsonaro.“

https://www.instagram.com/p/B-bEm9djiNq/?utm_source=ig_embed

Die Quoten dieses historischen Nominierungsduells waren natürlich sensationell. Die Show erreichte einen Marktanteil von 49,7 Prozent in der Metropolregion São Pauloa. 6,4 Millionen Menschen saßen allein in dieser Region vor ihren Fernsehern.

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» Hier gibt es mehr Infos zur Jubiläumsstaffel von Big Brother Brasilien

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