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Big Brother 2020: Dieser Skandal-Trailer erzürnt das Netz

Big Brother ist zurück und dank der neuen Werbekampagne auch bereits eines der heißen Gesprächsthemen in den sozialen Netzwerken. Für zahlreiche Twitter-Nutzer ist der neue Trailer und das neue Konzept von Big Brother 2020 ein Tabubruch. Die Kritik ist jedoch in den meisten Fällen überzogen – und: auch nicht wirklich neu für den großen Bruder.

Big Brother 2020 Trailer
Foto: Sat.1

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In zwei Wochen startet in Sat.1 eine neue Normalo-Staffel von Big Brother, mit der der Sender den 20. Geburtstag des großen Bruders feiern möchte. Doch nicht nur ursprüngliche Format mit normalen Bewohnern und längerer Laufzeit kehrt mit Big Brother 2020 zurück, sondern auch die Empörung über die Show.

Was war passiert? Sat.1 startete seine Marketingkampagne für die neue Staffel, die am 10. Februar startet. In Trailern und auf Plakaten fragt der Sender, wie viel Menschen Wert sind und lieferte direkt eine Antwort: Das sollen die Zuschauer entscheiden. Mit der Kampagne spielt der Sender auf die erste Neuerung von Big Brother 2020 an. Zuschauer können in der Staffel die Bewohner erstmals auch außerhalb der Exit-Votings bewerten und ihnen damit direktere Rückmeldung geben.

Die Kritik in den sozialen Netzwerken, in denen man in den vergangenen 14 Tagen noch freudig, bissig und oftmals auch überzogen über Promis im australischen Regenwald herzog, folgte schnell: Menschen nach ihrem Wert zu gliedern verstoße gegen die Menschenwürde und wäre ein neuer Tabubruch.

Big Brother 2020: Tabubruch, der keiner mehr ist

Gleichwohl: Das Tabu wurde seit der ersten Big Brother-Staffel unzählige Male gebrochen: Bewohner müssen mitteilen, wen sie nicht mögen. Zuschauer können Kandidaten aus dem Haus wählen. Zudem gab es auch schon Votings, bei denen die Bewohner nach Optik oder Sexappeal sortiert werden sollten. In Staffel 5 wurden die Zuschauer nach ihrem sozialen Status in Teams unterteilt. Im Haus gab es zwar leichtere Aufstiegschancen als in der realen Welt, wer aber staatliche Hilfe erhielt, blieb für ewig Teil des „Team Survivors“. Ab der 7. Staffel war es zudem in den Exit-Votings möglich, für jeden Bewohner eine Haus- oder Raus-Stimme abzugeben. Dadurch entstand nicht nur ein Beliebtheitsranking. Jedem Bewohner wurde schon damals ein Prozentwert zugewiesen, der widerspiegelte, wie wertvoll ein Kandidat für die Show aus Sicht der Zuschauer war.

Und auch auf BBfun.de können Fans der Show seit Jahren abstimmen, ob sie für oder gegen einen Bewohner sind. Auch Fünf-Sterne-Bewertungen wie in der neuen Staffel sind auf dieser Seite alles andere als eine Neuheit. Ein Tabubruch ist die Neuerung von Big Brother 2020 damit sicher nicht. Als Fan des Formats kann man höchstens die Frage stellen, ob das direkte Feedback der Zuschauer der Sendung guttun wird.

Aber natürlich: Dass Zuschauer ausgerechnet zum 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers in Auschwitz gefragt werden, wer einen Stern verdient, ist mindestens maximal unglücklich. Und es liegt im Interesse des Senders, sich von der Nazi-Ideologie so deutlich wie möglich zu distanzieren, die man mit der Kampagne sicher auch nicht bedienen wollte.

Update: Sat.1 hat sich nun auch öffentlich erklärt und sich ausdrücklich von antisemitischem Gedankengut distanziert. 

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Big Brother: Harsche Kritik schon vor dem Deutschland-Start

Bei ProSiebenSat.1 kennt man sich mit harscher Kritik allerdings auch gut aus, schließlich urteilte man dort vor mehr als 20 Jahren nicht weniger zimperlich über den großen Bruder. 1999 wollte Borris Brandt, damals noch Programmchef von ProSieben und von 2001 bis 2008 Geschäftsführer des BB-Produzenten Endemol Deutschland, den großen Bruder nach Deutschland holen und die weltweit erste Staffel produzieren. Nach einem Bericht der Sunday Times aus dem Jahr 2005 soll dieses Vorhaben jedoch gescheitert sein, weil man das Format beim Sender als zu nah an faschistischen Ideen befand.

Einige Mitglieder des Führungsteams befürchteten demnach negative Schlagzeilen und schossen gegen das Format. Die Kandidaten würden unmenschlich und entwürdigend behandelt werden, die Bewohner dort als Untermenschen angesehen werden – ein Begriff, den auch die Nazis für Juden und andere von ihnen verhasste Menschengruppen gebrauchte.

Am Ende war ProSieben-Chef Kofler gegen Big Brother auf seinem Sender, Borris Brandt musste den Sender verlassen und etwas später konnte schließlich RTLzwei den großen Bruder angeln. Die negative Presse, die ProSieben noch befürchtete, blieb nicht aus.

Viel Kritik und noch mehr Zuschauer: RTLzwei profitierte von Empörungswelle

RTLzwei reagierte damals mit Polemik auf die Skandalmeldungen der Presse und griff die Vorwürfe in diversen Pressemitteilungen auf. „Menschen in Käfighaltung? Die Wahrheit über Big Brother…“, „Psychoterror im ‚Big Brother’ Haus? Die Wahrheit über Big Brother“ oder „Anschlag auf die Menschenwürde? Die Wahrheit über Big Brother“ waren nur drei der Meldungen, mit denen RTLzwei Aufklärungsarbeit leistete.

Am Ende war die Show trotz – oder vielleicht wegen – der immens großen Aufregung, die bis in die Politik reichte, ein immens großer Erfolg für RTLzwei.

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Sat.1 wird hoffen, dass sich die Geschichte auch in Sachen Quoten wiederholt. Dass das nicht ausgeschlossen ist, zeigte erst vor wenigen das Dschungelcamp. Das konnte seine Quoten ausbauen, obwohl zum Start selbst einige Politiker wegen der verheerenden Buschbrände in Australien eine vorübergehende Pause der Show forderten.

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