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Promi BB 2014 mit Höhen und Tiefen: Was lief gut und was nicht?

Am Freitag gewann Aaron Troschke die zweite Staffel von Promi Big Brother in Sat.1. Bis er die 100.000 Euro Gewinnsumme in den Händen halten konnte, lebten die zwölf Bewohner bis zu 17 Tage im puren Luxus oben oder im kargen Keller unten. Doch nicht nur die Teilnehmer fühlten sich mal ganz oben, mal ganz unten. Auch für die Zuschauer gab es ein rauf und runter. Inwiefern das zutrifft, lest ihr in meiner Promi Big Brother 2014 Kritik.

Promi Big Brother Haus 2014 Verbindungsschacht
Bild: Sat.1

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Als Sat.1 vergangenes Jahr angekündigt hat, den großen Bruder in der Promi-Variante zurückzuholen, war die Freude groß. Endlich wieder Big Brother – wenn auch nur für zwei Wochen. Nach den zwei Wochen sah die Stimmung bei den Fans jedoch anders aus. Zwar waren weiterhin froh, die Reality-Show wieder auf dem Schirm gehabt zu haben, doch inhaltlich toll war das Format nicht und dem Dschungel, der offenbar als Vorbild diente, konnte man nicht einmal annähernd das Wasser reichen. Doch es war nicht alles schlecht. Wohlwollend haben die Fans zur Kenntnis genommen, dass der Wille zur Verbesserung bei Sat.1 da war und schon während der Staffel kleine Schräubchen gedreht wurden. Noch glücklicher waren die Zuschauer allerdings, als Sat.1 eine zweite Staffel ankündigte, zusammen mit Endemol Besserung gelobte und dafür mit Rainer Laux den BB-Chef der ersten Stunde zurückholte. Aus Quotensicht war es jedenfalls eine weise Entscheidung, lagen die doch deutlich über den Vorjahreswerten. Doch wie sieht es inhaltlich aus? Ich habe jeweils sechs Gründe gesammelt, wieso wir uns wie ein Teil von oben oder ein Teil von unten fühlten.

Promi Big Brother 2014: Darum lebte der Zuschauer oben

Kein Dschungelcamp: Sat.1 und Endemol wurden wahrlich nicht müde zu betonen, dass man mit “Promi Big Brother – Das Experiment” wieder zu den erfolgreichen Wurzeln der als Containershow bekannt gewordenen Sendung zurückkehren möchte. Wichtigste Erkenntnis dabei: Big Brother ist nicht das Dschungelcamp und wird niemals das Dschungelcamp sein. Auch Marc Rasmus, ebenfalls ein alter BB-Hase und inzwischen stellvertretender Sat.1-Geschäftsführer, hat im Vorfeld anklingen lassen, dass dem erfolgreichen RTL-Format dieses Mal nicht nachgeeifert werden soll. Big Brother lebt von unterschiedlichen Bewohnern, die auf engem Raum leben müssen, und nicht von der ironisch-bissigen Kommentierung des Geschehens und Ekelprüfungen. Und so war das einzige Element, das an die RTL-Show erinnerte, der Bewohner Michael Wendler – oder wie Sat.1 ihn nannte: die Ex-Dschungel-Memme. Besonders erfreulich: Auf die schlechteste Dschungelkopie (ever, ever, ever), die wir letztes Jahr als Moderatoren erlebt haben, wurde verzichtet. Dafür gab es mit Jochen Schropp einen guten Moderator, der gar nicht erst versuchte, einen auf Sonja, Dirk oder Daniel zu machen – und dabei trotzdem nicht langweilig war.

Bewohner: Ein Format wie Big Brother steht und fällt mit der Auswahl der Kandidaten. Die Mischung aus Ex-Sänger, Ex-Ehefrau, Ex-Luder, Ex-Richter, Ex-Bachelor, Ex-Bachelor-Kandidatin, Ex-Jauch-Kandidat und Ex-Naturbusen gaben dem Untertitel Ex-Periment eine zusätzlich Bedeutung, war aber nach außen hin nicht allzu überraschend. Wer die Bewohner von Promi Big Brother 2014 aber vorschnell als Durchschnittsmischung hinstellt, der irrt. Neben einigen eher langweiligen Bewohnern, die zumindest den Rest besser darstellen lassen und die ersten Auszüge verkraftbar machen, gab es auch einige äußerst unterhaltsame Charaktere. Allen voran Hubsi und Ronald Schill müssen hier genannt werden. Das Promi BB-Äquivalent zu Waldorf und Statler dürfte mit die größte Überraschung der Staffel gewesen sein – oder wer hätte vorab gerechnet, dass die beiden mit ihrem teils eigenwilligen, teils verpeilten Humor für so viel Lacher sorgen. Selbst im Dschungel sieht man nur selten Kandidaten von solch einem Kaliber.

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Matches und Challenges: Ich glaube, dass kein anderes Match das kreative Desaster vom letzten Jahr besser zusammenfasst, als das Wasserrutschen in einer der Livesendungen. In diesem Jahr wurde uns das glücklicherweise erspart. Stattdessen lieferte der große Bruder wieder aufwändig gestaltete Matches und Challenges, nach denen sich die Fans so lange sehnten. Natürlich waren nicht alle Ideen neu. So musste Paul zur Jerry-Gedächtnis-Challenge einen Kunstflug überstehen, während Aaron bei der Paco-Gedächtnis-Challenge einen Drahtseilakt absolvieren musste. Doch einmal abgesehen davon, dass wir diese Aufgaben zuletzt vor zehn Jahren gesehen haben, gibt es keinen Grund Ideen nicht nochmals zu verwenden. Am Ende muss die Mischung stimmen und das war bei Promi Big Brother 2014 der Fall.

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Das Haus: Im vergangenen Jahr versuchte Endemol, das Haus bisschen ausgefallener zu gestalten. Prunk und einzelne etwas ausgefallenere Räume sollten für eine schöne Verpackung sorgen. Dass aber all der Protz im Wohnbereich mitsamt der übergroßen Winkekatze nicht von inhaltlichen Fehlern ablenkt, musste auch Endemol erkennen. In diesem Jahr probierte es der große Bruder daher wieder mit einer etwas nüchternen Gestaltung der Wohnbereiche. Geschadet hat es dem Haus nicht, auch in diesem Jahr war zumindest oben schön anzusehen. Der Keller unten wirkte natürlich absichtlich karg und ungemütlich. Als Zuschauer konnte man wohl erst nach einigen Tagen an den Gesichtern der Bewohner ablesen, wie hart das enge Zusammenleben, das fehlende Tageslicht und – für Claudia Effenberg – die Second Hand-Klamotten wirklich sind. Viele Fans wird es dabei auch freuen, dass manche Bewohner wie Janina, Aaron, Claudia oder der Wendler mehrere Tage am Stück dort verbrachten – und nicht nur einige Stunden, wie dies beim Strafbereich der letzten Staffeln war.

Jochen Bendel: Als Big Brother im Jahr 2003 mit der vierten Staffel aus einer kleinen Pause zurückkehrte, hatte der große Bruder einen wahren Leckerbissen für Fans im Gepäck: den Nachtfalken auf Tele 5 mit Jochen Bendel, dem Schweden und einigen weiteren Moderatoren. Gestartet ist die Sendung ursprünglich als reine Late Night-Sendung, die sich aber mit Big Brother zu einem wahren Geheimtipp im deutschen Fernsehen entwickelte. Produziert wurde die damals gar nicht von Endemol, doch der große Bruder hat das Potenzial von Jochen Bendel auch irgendwann erkannt und ihn als Co-Moderator der sechsten Staffel verpflichtet. Dass nach der sechsten Staffel und dem Ende des Nachtfalken aber keiner mehr Jochen Bendel für eine Big Brother-Sendung verpflichtet hat, dürfte eine der größten Grausamkeiten sein, die BB-Fans erdulden mussten. Umso größer war die Freude, dass es in diesem Jahr mit der Late Night auf sixx endlich einen Nachfolger für den Nachtfalken gab. Neben Jochen Bendel erinnerte zwar nur eine Winkekatze im Hintergrund an alte Zeiten, doch es war jeden Abend ein Genuss, die Show zu sehen. Eine Rückkehr des Formats ist gewünscht – dann gerne auch wieder mit Einspielern, die auch das Format selbst etwas auf die Schippe nehmen. Was macht eigentlich Waldemar, der ehemalige Big Brother-Nachbar?

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24 Stunden Livestream: Einer der größten Fehler im vergangenen Jahr war es, den Livestream auf zwei Stunden zu kürzen. Das ist zwar ein Trend, den wir in der gesamten Big Brother-Welt sehen, doch nachvollziehbar ist es nicht. Big Brother ist ein Event und muss als solches 24 Stunden am Tag stattfinden. Die wenigsten Zuschauer werden zwar mehrere Stunden am Stück vor dem Livestream sitzen, doch darum geht es nicht. Es geht um die Möglichkeit, die Bewohner tatsächlich zu jedem Zeitpunkt beobachten zu können. Das war einst die Prämisse, mit der das Format an den Start ging und die sich in der heutigen, von Social Media geprägten Welt, mehr denn je auszahlt. Wer 24 Stunden pro Tag das Geschehen im Haus verfolgen kann, kann auch 24 Stunden am Tag darüber sprechen und so sein Umfeld für den großen Bruder begeistern – und nicht nur in den zwei Stunden, nach der Sendung im Fernsehen. Das ist ein Vorteil, den auch Endemol und Sat.1 erkannt haben.

Promi Big Brother 2014: Darum lebte der Zuschauer unten

Keine Matches im Live-Stream: Doch es gibt einen Kritikpunkt am Promi Big Brother-Livestream. Matches und Challenges waren nicht zu sehen. Dass die aufwändigen und außerhalb des Hauses durchgeführten Challenges nicht im Internet übertragen werden, ist verständlich. Doch die kleineren Matches könnten durchaus wie früher im Livestream gezeigt werden. Die Produktion will solche Highlights offensichtlich für die wichtigeren TV-Sendungen aufheben – aber aus welchem Grund? Wer sich den PBB-Livestream holt und dafür eine, auch im internationalen Vergleich nicht gerade kleine Summe zahlt, darf wahrlich als Hardcore-Fan bezeichnet werden und überaus treu. Dabei handelt es sich um Zuschauer, die Fanprojekte begleiten – seien es Seiten wie diese oder Twitter-Accounts. Es handelt sich um Zuschauer, die dem großen Bruder selbst kreative Ausfälle wie im letzten Jahr verzeihen. Es handelt sich um Zuschauer, die zu früheren Zeiten nicht nur die Tageszusammenfassungen angesehen haben, sondern nur wenige Stunden später auch die Wiederholungen innerhalb des nächtlichen Big Brother-Quiz oder des Nachtfalken anschauten. Es sind Zuschauer, die auf jeden Fall die abendlichen TV-Sendungen ansehen – zumal die Chance ziemlich groß ist, dass sie dort Szenen sehen, die im Livestream verpasst haben.

Cindy aus Marzahn: Eigentlich verdient es Cindy nicht, auf unserer Liste unten zu stehen. Schon vor der ersten Promi-Staffel hat sie gezeigt, dass sie tatsächlich ein Fan des Formats ist. In diesem Jahr hat sie Bild-Reporter Ingo in ihrer Webshow immer wieder beharrlich darauf hingewiesen, dass die Bewohner in keinem Camp oder Container wohnen, sondern in einem Haus. Und sie hat in dieser Webshow gezeigt, dass sie das Format tatsächlich schaut und durchaus ein guter Gesprächspartner in Sachen BB ist. Dummerweise hat die Webshow, die auch in diesem Jahr wieder gut war, immer wenige Minuten vor der besseren Late Night auf sixx angefangen, so dass wohl nur wenige diese Cindy gesehen haben. Stattdessen bleibt die Cindy aus Marzahn im Gedächtnis, die in den täglichen Sat.1-Sendungen wertvolle Sendezeit gestohlen hat, um arg lieblos irgendwelche drittklassigen Witze von einer Moderationskarte abzulesen. Das war in dieser Form mehr als unnötig und die Zeit hätte lieber mit weiteren Highlights aus dem Haus gefüllt werden sollen.

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Kontakt zur Außenwelt: Eine der goldenen Regeln von Big Brother war einst, dass es keinen Kontakt zur Außenwelt gibt. Weder sollten die Bewohner Nachrichten von außerhalb erhalten noch selbst Grüße nach außen schicken. Gebrochen wurde diese Regel in der Vergangenheit schon mehrfach, nicht nur in Deutschland. Auch in ausländischen Staffeln gab es bereits Briefe von den Liebsten als Belohnung oder Informationen zu Neuigkeiten aus aller Welt. Während ersteres besonders zum Staffelende durchaus akzeptabel ist, sind News für mich ein absolutes Tabu. Besonders, und hier kommen wir wieder zu Promi Big Brother 2014, wenn es Nachrichten wie die Trennung von Dr. Mario-Max Prinz zu Schaumburg-Lippe. Immerhin: Endemol und Sat.1 haben nicht gezeigt, wie Mario-Max die Bild-Meldung gelesen hat. Anders als in Staffel 7 bei RTL 2, als Eddy einen Trennungsbrief für Sheila laut vorlesen sollte. Und dennoch: Hier wurde eine, für mich immer noch wichtige Regel, für die schnelle Skandal-Geschichte geopfert. Dabei ist das Thema, das man auch nach dem Auszug des Prinzen in einer der Livesendungen hätte besprechen können.

2. Woche: Das Konzept in diesem Jahr mit den Bereichen oben und unten war sehr gut und der Keller führte sicher viele Bewohner an ihre Grenzen. Dass die Zuschauer in der ersten Woche jeweils einen Bewohner nach unten wählen konnten, sorgte zudem für einige unterhaltsame Momente – besonders wenn Claudia oder Janina direkt nach ihrem Aufstieg wieder in den Keller mussten. Für unvergessliche Momente sorgte auch, dass Teams auseinandergerissen worden sind und sich Liz oder Claudia mit den Kellerkindern abgeben mussten, zu denen sie nicht immer passten. Doch wirklich zur Geltung gekommen ist das Prinzip oben und unten nur in der ersten Woche. In der zweiten Woche, als jede Gruppe nochmals für eine halbe Woche im Keller leben musste, war die Luft dagegen raus. Die Teams hatten eine feste Bindung aufgebaut, die auch half, den Keller zu meistern. Das sorgte für einige Durchhänger und hier hätte Big Brother mit Wechselmatches, sei es einzelner Bewohner oder der gesamten Teams, oder Tagesaufgaben mehr gegensteuern können.

Big Brother-Stimme: Ich möchte an dieser Stelle nicht die Big Brother-Stimme kritisieren. Im Gegenteil: Phil Daub hat auch in diesem Jahr wieder gezeigt, dass er die absolut richtige Besetzung für den Posten ist. Wann immer er die Möglichkeit hat, mit den Bewohner zu interagieren und dabei nicht nur Befehle vorzulesen, scheint sein unterhaltsames Improvisationstalent durch. Es ist daher richtig schade, dass er kaum die Möglichkeit bekommt, für solch lustige Momente zu sorgen. In den meisten Fällen beschränkt sich seine Tätigkeit eben doch auf das Verkünden von Ergebnissen, das Fragen nach den Nominierungen und das Vorlesen eines schmierigen Textes am Ende der Staffel. In anderen Ländern agiert Big Brother hörbar mehr mit den Bewohnern, auch im Sprechzimmer. Das führt zwar dazu, dass der Zuschauer mehr als eine neue Big Brother-Stimme hört, doch Big Brother in 1984 von George Orwell war schließlich auch mehr als eine Person. Und Phil Daub kann und muss die Hauptstimme bleiben.

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Der Schlafentzug: Big Brother war in diesem Jahr sehr hart und sorgte dafür, dass die Nächte sehr kurz waren – bei den Zuschauern. Von 22:15 Uhr bis 01:30 Uhr Promi Big Brother in Sat.1 und bei Sixx zu schauen, führte unweigerlich zu wenig Schlaf, wenn man morgens früh für die Arbeit aufstehen musste. Die Müdigkeit am nächsten Morgen ließ sicher den ein oder anderen Zuschauer fühlen, als lebe er im Big Brother-Haus unten. Eine Bitte, die Late Night zu kürzen, ist das allerdings nicht. Der Schalfentzug steht nur in der Liste unten, um sie mit einem sechsten Punkt aufzufüllen, denn wirklich viel gab es in diesem Jahr gar nicht zu kritisieren. Und da bleibt man nachts gerne mal etwas länger wach.

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