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Schwächster Staffelstart: Sind die Promi BB-Quoten gerechtfertigt?

Mit 13 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen war der Start von Promi Big Brother 2017 sicher alles andere als ein Quotendesaster, im Vergleich zu den vergangenen Eröffnungsshows lief es in diesem Jahr dennoch enttäuschend. Doch sind die Quoten gerechtfertigt?

Promi Big Brother 2017 Jochen Schropp und Bendel
Foto: Sat.1/Willi Weber

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Als BBfun.de als Erstes über das Aus des 24/7 Live-Streams für diese Staffel berichtet hat, wollten das zunächst einige Fans noch nicht wahrhaben. Doch als Sat.1 einen Tag später die Meldung unbeschönigt bestätigt hat, war die Sprachlosigkeit und der Ärger unter den Zuschauern umso größer.

Promi Big Brother 2017: Live-Stream aus sorgt für miese Stimmung

Aus wirtschaftlicher Sicht mag die Entscheidung nachvollziehbar sein, schließlich ist eine Rund-um-die-Uhr-Übertragung aus dem Haus nicht gerade günstig und das Interesse an solch einem Angebot im Vergleich zu den Zuschauerzahlen für die Tageszusammenfassungen deutlich geringer. Selbst bei der fünften Staffel haben nur einige zehntausend Zuschauer ein Monatsticket beim langjährigen Live-Partner Premiere, heute Sky, gelöst.

Der Pay-TV-Sender dürfte auch nicht ohne Grund nur die dritte Staffel auch tatsächlich 24 Stunden am Tag übertragen haben – jene Staffel, auf die kurze Zeit später auch eine dreimonatige Normalo-Ausgabe folgte. Bei der ersten Staffel hat sich Sky dagegen auf ein zweistündiges Live-Angebot beschränkt und damit nur unwesentlich mehr unzensiertes Material gezeigt als Sat.1 in diesem Jahr.

Doch man sollte nicht den Werbeeffekt außer Acht lassen, den solch ein Live-Angebot hat. Auch wenn nur wenige Zehntausend einen Live-Kanal abonnieren und sicher noch einmal deutlich weniger zur gleichen Zeit einschalten, sorgt er doch dafür, dass den ganzen Tag über das Format gesprochen wird. Denn so findet Promi Big Brother 2017 nicht nur abends um 22:15 Uhr statt, sondern tatsächlich rund um die Uhr.

Dass regelmäßige Online-Videos auf Social Media-Kanälen nicht den gleichen Effekt haben, zeigt der Blick nach Großbritannien. Sortiert man dort alle Staffeln nach ihren Zuschauerzahlen und dann separat nochmals nach der Anzahl an übertragenen Live-Stunden, so würde man zwei recht ähnliche Listen erhalten. Damit wird es schwer, einen werblichen Effekt für den Live-Stream zu leugnen.

Werbestrategie auch 2017 verbesserungswürdig

Doch nicht nur das Aus für den Big Brother Live-Stream dürfte für die niedrigeren Quoten für die Einzusshow gesorgt haben – zumal etliche Hardcore-Fans trotz Boycott-Aufruf doch geschaut haben, allein um in den sozialen Netzwerken mitreden und kritisieren zu können. Auch das Marketing vor dem Staffelstart hat zu wünschen übriggelassen – etwas, das wir bereits im letzten Jahr kritisiert haben.

Sat.1 mag sich darüber freuen, wenn der Sender vollständige Kontrolle darüber hat, wann welche Information an die Öffentlichkeit gelangt. Und sicher ist man bei auch begeistert, dass selbst die Bild-Zeitung trotz Besuch im Haus ganz im Sinne des Senders vermeldet hat, dass es keinen Luxusbereich mehr gäbe, sondern nur eine kleine, graue Bude ohne Einrichtung.

Doch hat man mit dieser Herangehensweise wirklich Interesse an der Sendung geweckt? War es wirklich so klug, Alles (im wahrsten Sinne des Wortes!) zurückzuhalten? Jedem Zuschauer dürfte bewusst gewesen sein, dass das Nichts auf dem Foto tatsächlich alles ist, was der große Bruder seinen Zuschauern bietet. Dafür liebt er hierzulande viel zu sehr das Spiel mit arm und reich. Letztendlich hatte er es auch selbst mit seinem symbolischen Werbemotiv verraten.

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Promi Big Brother 2017 Werbemotiv
Foto: Sat.1

Gleichzeitig dürfte das Interesse an der Frage, wie das Pendant zum Nichts aussieht, keinen Einschaltimpuls geben. Das Hausdesign ist ein Thema, mit dem sich die Zeit bis zum Staffelstart gut überbrücken lässt. Gleichzeitig ist es jedoch kein Thema, das allen Zuschauern unter den Fingern brennt, denn sobald Bewohner einziehen, stehen schließlich diese im Mittelpunkt. Daher wäre Sat.1 gut beraten, das Haus im nächsten Jahr schon komplett vor dem Einzug zu veröffentlichen und so die Diskussion vorab anzuheizen.

Wirklich alles neu bei Promi Big Brother 2017?

Das ist gerade dann wichtig, wenn das Haus der Erwartungshaltung der Zuschauer ohnehin nicht gerecht wird. Denn zumindest nach der Startshow kann man sagen: Nur weil die zwölf Bewohner zunächst alle in das Nichts als Nachfolger von Keller und Kanal geschickt werden, ist Promi Big Brother noch nicht komplett überarbeitet. Und wirklich härter wird das Format auch nicht, wenn die Bewohner eine ordentliche Dusche, weiterhin ein Dach über den Kopf sowie einen kleinen Garten haben.

Promi Big Brother Alles und nichts
Foto: Sat.1

Gleichwohl: Das “Alles” ist sicher einer der schönsten “reichen” Bereiche, die es bei Promi Big Brother bislang gab – gerade weil es nicht so schnörkellos Weiß ist wie frühere Häuser. Der Big Spender, auch wenn er keine neue Erfindung in der weiten Big Brother-Welt ist, ist zudem eine gute Ergänzung für das Haus – und ehrlicher, schließlich sind so bereits klare Regeln festgelegt, wie die Bewohner im Nichts an ihre Zigaretten kommen. Spontane Aufgaben aus einem Ratgeber für Kindergeburtstage sind damit hoffentlich in Zukunft nicht mehr nötig.

Kritik an Kandidaten, Rückkehr der Outdoor-Arena

Sat.1 hatte mit dem Vorlauf der Staffel wahrlich kein glückliches Händchen bewiesen und dazu auch noch einiges Pech gehabt. Denn mit den Big Brother-Fans haben die Macher zwar ein in der Regel treues, aber nicht einfach zufriedenstellendes Publikum gefunden. Das zeigt sich auch an der Diskussion über die Bewohner. Während Isabell 2015 bereits wegen weniger Minuten Sendezeit beim gefloppten “Catch the Millionaire” für zu prominent für Normalo-BB gehalten wurde, ist Evelyn 2017 trotz weniger Minuten Sendezeiten beim erfolgreichen “Bachelor” zu wenig prominent. Und so vermieste auch die negativ geführte Debatte über die Kandidaten die Stimmung vor dem Staffelstart.

Da konnte auch nicht helfen, dass Sat.1 schon frühzeitig eine Outdoor-Duell-Arena angekündigt hat – auch wenn einige Fans sonst allein beim Wort Matchfield in Freudenjubel ausbrechen. Dass die Duelle in dieser Staffel aufwändiger gestaltet sind, als die “Ringelpietz mit Anfassen”-Spiele der beiden letzten Staffeln, kann man auf jeden Fall positiv bewerten. Zwar war das Vier Minuten-Duell in der Eröffnungsshow nun auch noch kein spektakuläres Highlight und sicher verbesserungswürdig, doch man darf nicht vergessen: In diesem Jahr wird es mehr Duelle geben. Und – wie man dem Ende der ersten Show entnehmen konnte – auch aufgezeichnete Duelle. Das lässt hoffen, dass es in diesem Jahr wieder längere und wirklich herausfordernde Spiele geben wird.

Promi Big Brother 2017 Moderatoren
Foto: Sat.1 / Willi Weber

Das neue Studio, ein Baum.. – nein: Stahlgerüsthaus – neben der Duell-Arena sieht indes ganz schick aus und bringt nach Jahren des kaum modifizierten Studios frischen Wind in die Show. Dass in den nächsten Tagen auf Studiopublikum verzichtet wird, ist indes kein Verlust. Klatschvieh, das auf Anweisung lahme Witze von Co-Moderatoren beklatscht, benötigt niemand. Schade ist, dass man nun wieder auf gespielte und erzwungene Frotzeleien zwischen den beiden Jochens setzt. Das hat bereits in der ersten Staffel nicht funktioniert, auch wenn Jochen und Jochen sich nicht wie Cindy aus Marzahn und Oliver Pocher gegenseitig die Witze mutwillig kaputtmachen. Das neue Moderations-Duo hat zudem schon in der Vergangenheit bewiesen, dass sie eigentlich mit spontanen, dafür ehrlichen Stichelleien unterhalten können und auf schlecht geschriebene Moderationskartenwitze gar nicht angewiesen sind.

Abschließendes Fazit

Generell sollte man sich von den schlechten Nachrichten vor dem Staffelstart und einem etwas zähen Auftakt die Lust auf Promi Big Brother nicht komplett vermiesen lassen. Denn bei den Bewohnern, den Stars der Show, gibt es durchaus Potential. Die Diskussion um die Frage, ob man denn den Klobürstenhalter als Trinkbecher verwenden sollte, war beispielsweise nicht nur kreativ, sondern auch überraschend, interessant und womöglich auch etwas, das wirkliche Fans der ersten Stunde als klassisches Big Brother der ersten Stunde bezeichnen würden, als Bewohner über ähnlich simple Fragen diskutierten und beispielsweise eine Gießkanne nutzten, um warmes Wasser beim Duschen zu haben. Apropos Duschen: Angesichts einiger Kritik in den sozialen Netzwerken kann sicher auch lobend erwähnt werden, dass die erste Folge von Promi Big Brother 2017 ganz ohne nackte Brüste ausgekommen ist.

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Ob es dabei bleibt und die Bewohner und Big Brother tatsächlich über die nächsten zwei Wochen unterhalten werden, muss man natürlich abwarten… wir werden es jedenfalls verfolgen!

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