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Promi Big Brother 2013: The Good, the Bad and the Ugly

15 Tage sind schnell vorbei – zu schnell, falls man Big Brother-Fan ist. Es gab in der ersten Staffel viele lustige, spannende und interessante Momente, aber auch viele Situationen, in denen man eher den Kopf schüttelte. Wir werfen daher nochmals einen Blick zurück auf Promi Big Brother 2013 und fragen uns: Was war gut und wo besteht Verbesserungsbedarf?

Honey
Bild: Sat.1

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Promi_Big_Brother_2014.

The Good

Die Rückkehr des großen Bruders: Mit dem Sieg von Rayo bei Big Brother 11 im Jahr 2011 ging in Deutschland vorerst eine Ära zu Ende. Weil RTL II mit „Berlin – Tag und Nacht“ einen günstigeren und zugleich deutlich erfolgreicheren Ersatz für seinen 19:00 Uhr-Senderplatz gefunden hat, warfen die Münchener den großen Bruder aus ihrer Familie heraus. Ausgedient hat das Format, das in Deutschland erstmals im Jahr 2000 für Schlagzeilen sorgte und RTL II immense Erfolge bescherte. Es war nicht der erste Sender, der Big Brother den Laufpass gab. Auch in England, Australien oder den skandinavischen Ländern, nahmen die Sender das Format aufgrund rückläufiger Quoten aus dem Programm. Das endgültige Aus bedeutete dies für den großen Bruder aber nicht. Nach teils kurzen, teils mehrjährigen Pausen kehrte Big Brother in diesen Ländern erfolgreich auf die Bildschirme zurück. Das – und natürlich der immense Erfolg des Dschungelcamps – dürften Sat.1 dazu bewegt haben, den großen Bruder zu adoptieren und ihm ein Comeback zu gönnen. Dafür waren die Fans schon bei der ersten Ankündigung von Promi Big Brother 2013 im März dankbar.

Das Haus: Viele Jahre servierte Endemol den Zuschauern Häuser, die meist zwar recht modern eingerichtet waren, doch immer etwas blass wirkten. Die Fans schielten daher oft neidisch auf die Häuser der anderen Länder, die mal verspielt, mal farbenfroh und mal extravagant eingerichtet waren, aber selten langweilig und hässlich wirkten. Erst 2011 bekamen wir in Deutschland ein farbenfroh eingerichtetes Sommerhaus. Und auch zu Promi Big Brother 2013 präsentierten uns die Macher wieder ein Haus, das durchaus als Schmuckstück durchgehen kann. Ob luxuriös wie der Wohnbereich, verrückt wie der Schlafgemach oder hart wie der Strafbereich: Viele Fan-Wünsche dürften beim Promi Big Brother-Haus 2013 in Erfüllung gegangen sein.

Die Bewohner: Bei den Bewohnern sind wir an einem Punkt angelangt, der in den letzten Wochen sicher kontrovers diskutiert wurde. Im Mittelpunkt stand dabei immer wieder eine Frage: Gelten die Bewohner überhaupt als Promi? Eine Suchanfrage, die bei BBfun.de landete, lautete sogar „Ist Fancy bekannt?“. In der Tat hat Endemol die Messlatte für den Promi-Status niedrig gelegt, als man mit Natalia Osada eine Teilnehmerin ins Haus geholt hat, die an einer mäßig erfolgreichen Dating-Show teilgenommen hat. Aber unterm Strich war die Mischung doch ganz bunt, so dass nahezu jeder Typ Promi im Haus war: Trash-Promi, YouTube-Promi, ehemaliger Promi, deutscher Promi, internationaler Promi, Promi-Darsteller-Promi, etc. Nicht immer hat die Gruppe von sich aus für Unterhaltung gesorgt und neben ein paar lustige Gesellen gab es auch ein paar Schnarchnasen, von denen wir mehr erwartet hätten. Aber seien wir ehrlich: die Promi Big Brother-Bewohner 2013 hätten auch so locker im Dschungel sitzen können.

Der Sharespot: Wenn wir es genau nehmen, verstößt Big Brother mit dem Sharespot gegen seine eigenen Regeln. Kein Kontakt zur Außenwelt, das wurde uns vor Beginn jeder Show erklärt. Früher schloss dies auch die Kontaktaufnahme zur Außenwelt ein. Genau dazu sind die Promi Big Brother-Bewohner im Sharespot angehalten: Kontakt zur Außenwelt aufnehmen. Am Ende kommen dabei 20 viel zu kurze Sekunden an belanglosen Blödeleien, unwichtigen Grüßen und nerviger Eigenpromo heraus. Doch was sich jetzt absolut furchtbar liest, ist es gar nicht. Der Sharespot wurde meist spontan genutzt, die Zuschauer erhielten also oft ungefilterte Eindrücke und Meinungen, die nicht durch die Fragen von Big Brother im Sprechzimmer etwas gelenkt werden. Außerdem zeigten der Sharespot und die 20 Sekunden der guten Laune immer, dass die Bewohner überhaupt noch Spaß am Format Promi Big Brother haben. Und das ist nicht ganz unwichtig, wenn auch der Zuschauer Spaß haben soll.

Die Webshow: Eigentlich müsste ich die Webshow in die Liste der Dinge packen, die an Promi Big Brother 2013 schlecht waren. Nicht weil die Webshow tatsächlich schlecht war, sondern weil sie viel zu kurz war. Etienne Gardé und Nils Bomhoff ist eine Combo, mit der man nie viel falsch machen kann. Das haben die beiden in den vergangenen Jahren bei GIGA, Game One und RocketbeansTV bewiesen. Besonders gut hat uns auch gefallen, dass die beiden kein Blatt vor den Mund nahmen und es sogar gewagt haben, den großen Bruder persönlich zu kritisieren, als der im Haus nicht so recht durchgreifen wollte. Ebenfalls erfreulich ist die Tatsache, dass die Auszugsinterviews im 15-minütigen Teil nach der Show mehr Platz bekommen haben als die meisten Interviews in den Liveshows der letzten RTL II-Staffeln. Eine Fanshow wie die Promi Big Brother-Webshow wird natürlich immer eine Nischensendung sein, aber sie hat mehr verdient, als im „Strafbereich des Internets“ zu versauern. Ich fordere für die Promi Big Brother-Webshow einen Sendeplatz auf einen der ProSiebenSat.1-Spartenkanäle, die solch eine Nische bestens bedienen können, mehr Sendezeit und mehr Etienne und Nils!

Die Lernkurve: Die Promi Big Brother-Quoten waren zum Auftakt hervorragend, brachen aber recht schnell ein. Die Produktion war daran nicht ganz unschuldig, die genau da weiter machte, wo sie bei RTL II im Jahr 2011 aufhörte. Doch bei Endemol hat man sich lernwillig gezeigt, immer wieder nachgebessert und die Quoten zumindest wieder etwas gesteigert. So hat man mit Georgina – hasst sie oder liebt sie – eine ausgewiesene Lästerschwester ins Haus geschickt, die von selbst für Inhalte am laufenden Abend sorgt. Vorwürfe wie von Quotenmeter, dass Impulse von außerhalb (wie Marijkes Aufgabe, Jan zu bedienen) Promi Big Brother in Richtung Scripted Reality drängen, kann ich nicht nachvollziehen. Natürlich wurde mit dieser Aufgabe ein Konflikt provoziert. Aber das macht man bei Big Brother seit 1999. Jede Nominierung und jeder Auszug provoziert einen Konflikt. Die Aufteilung in „arm und reich“ produzierte hierzulande 2003 erstmals Konflikte. Auch im Ausland werden solche Mittel immer wieder hergenommen, um eine Kettenreaktion anzustoßen. Anders als bei Scripted Reality hat man aber höchstens eine Ahnung, wie die Situation sich ausspielt.

The Bad

Die Moderatoren: Cindy aus Marzahn und Oliver Pocher sollten die Sonja Zietlow und der Dirk Bach/Daniel Hartwich von Sat.1 werden und das Geschehen im Promi Big Brother-Haus bissig kommentieren. Aber wirklich gezündet hat das Moderation nicht wirklich und meist blieben die Witze auf dem Niveau, dass Cindy und Oli das gerade Gesehene viel zu lange nachäfften. Aus tatsächlich lustigen Momenten oder Spitznamen wie „Natalia Fäkalia“ wurden hingegen viel zu wenig gemacht. Das liegt vielleicht auch daran, dass Cindy und Oli anders als Sonja und Daniel sein wollten, wie Oliver Pocher im Interview mit DWDL.de sagte. Vielleicht war hier auch das Problem, dass die beiden nicht wussten, was sie überhaupt sein wollten. Das ist schade, denn Potential war definitiv vorhanden. Oliver Pocher twitterte regelmäßig über die Show und Cindy aus Marzahn ist langjähriger Fan der Show. Das hat sie vor Promi Big Brother 2013 in Interviews bewiesen.

Die Matches: Ich bin mir nicht sicher, ob man sich die Matchabteilung gespart hat oder ob die Matchabteilung einfach keine tollen Ideen hatte, weil sie damit beschäftigt war, die letzten beiden RTL II-Staffeln zu schauen, um dort gute Match-Ideen zu finden. Jedenfalls wurde bei Promi Big Brother genau da weitergemacht, wo man in Sachen Matches im Jahr 2011 aufgehört hat: an einem Punkt, an dem sie bedeutungslose und wenig spannende Lückenfüller waren. Meist wurden sie in einem hektischen Zusammenschnitt präsentiert, so dass man als Zuschauer kaum etwas vom Match selbst mitbekommen hat. Im Grunde hätte man Matches in den letzten RTL II-Staffeln fast bedenkenlos streichen können. Selbiges gilt auch für Promi Big Brother. Zu den Low-Lights gehören unter anderem Wettrutschen, das mit Eisbaden bestraft wird, ein aufwändiger Hubschrauberflug, von dem man nichts sieht, und Natalias erstes Match, bei dem wohl die meisten bis heute die Regeln nicht verstanden haben. Dabei hätte man lustige Spiele aus anderen Ländern importieren können, Staffeln vier und fünf statt Staffeln zehn und elf schauen können oder sich etwas komplett Neues ausdenken. Wichtiger als die Matches selbst dürfte aber wohl deren Bedeutung für die Show sein. Ein Tiramisu für die Gewinnerin oder ein Eisbad für die Verliererin ist nicht spannend. Am besten wären hier wohl zwei Bereiche geeignet gewesen. Bei arm und reich hätte man direkt zwei Flaggen mit einer Klappe geschlagen: Matches, die tatsächlich eine Bedeutung haben und Promis, die nicht im Luxus hausen können. Aber das einzige was blieb, ist der Eindruck, dass Matches veranstaltet worden sind, weil der Dschungel seine (wesentlich besser integrierten) Dschungelprüfungen hat. Da sind wir schon beim nächsten Punkt:

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Das Dschungelcamp: Zugegeben: Promi Big Brother hätte sich immer mit dem Dschungelcamp messen lassen müssen. Eine Promi-Show gegen die andere. Und den Vergleich hätte der große Bruder vermutlich immer verloren. Selbst wenn er qualitativ das gleiche Niveau erreicht hätte, hätte der Dschungel (zu Unrecht) den Original-Bonus. Aber all das ist kein Grund, es den Kritikern so einfach zu machen, Promi Big Brother mit dem Dschungelcamp zu vergleichen, indem man einige Elemente eher schlecht als recht klaut. Big Brother ist ein eigenständiges Format, das auch in Deutschland auf eigenen Beinen stehen kann. Zumal The Voice bewiesen hat, dass man mit radikal anders auch große Erfolge feiern kann.

Der Spaß: Ein Punkt, wo das Kopieren des Dschungels nicht ganz erfolgreich verlief, ist neben den Matches der Spaßfaktor. Das Dschungelcamp ist ein absolut positives Format. Die Camper gehen zwar an ihre Grenzen, müssen jedes Jahr noch ekligere Prüfungen über sich ergehen lassen und zwei Wochen meist bei Reis und Bohnen im Urwald leben, doch allein davon lebt das Dschungelcamp nicht. Der Dschungel macht aus Losern, über die ganz Deutschland gelacht hat, wahre Helden, die zumindest kurz in ganz Deutschland gefeiert werden. Das scheint die Teilnehmer extrem zu motivieren. Aber im Promi Big Brother-Haus war das nicht der Fall. Teilweise waren die Bewohner schockiert von dem, was sie tun sollten. Die Bewohner waren nicht begeistert, dass Big Brother alle Möpse und Semmelknödel in einer MAZ zusammenstellte. Und die Nadel im Heuhaufen zu suchen hat auch keiner als die große Herausforderung erachtet. Wer soll sich bei dieser Fleißarbeit auch beweisen? Der positive Dreh hat da leider gefehlt, was letztlich auch an der Motivation der Bewohner gezehrt hat. Und Bewohner, die den Spaß dauerhaft verlieren, können auch dem Zuschauer keinen Spaß bereiten. Krisen, Streit und Verzweiflung sind wichtig. Wir wollen Kandidaten sehen, die auch einmal an ihre Grenzen gehen. Aber jemand zerbrechen zu sehen, ist nicht unterhaltsam.

Livestream: Dass es keinen 24-Stunden-Livekanal mehr gibt, war absehbarer. Weltweit wird den Zuschauern die Möglichkeit genommen, rund um die Uhr die Bewohner zu beobachten – wie es einst das Konzept des Formats war. Ähnlich wir zuletzt im UK konnten deutsche Zuschauer zwei Stunden gegen Mitternacht das Geschehen im Haus live zu verfolgen. Weitere Eindrücke aus dem Haus gab es von den 20 Sekunden-Sharespots nicht. Das ist zu wenig. Denn so fand Promi Big Brother 2013 nur drei Stunden täglich statt. Dabei würde das Format 24 Stunden am Stück, sieben Tage die Woche frischen Content generieren. Die RTL II-Staffeln haben bewiesen, dass sich die Zuschauer rund um die Uhr mit dem Format auseinandersetzen wollen. Selbst bei „Big Brother – Das Dorf“ auf RTL II, wo die Zuschauerzahlen im TV unter die 10%-Marke fielen, wollten noch so viele live dabei sein, dass Premiere eine eigene Staffel nur für gut zahlenden Live-Zuschauer in Auftrag gab („Der Container exklusiv“). Zugegeben: Nicht jeder sitzt selbst 24 Stunden vor dem Livestream. Aber praktisch immer gibt es einen, der wissen will, was im Haus passiert. Eine Antwort erhielt er bei Promi Big Brother Deutschland erst zur Tageszusammenfassung. Es gab nicht mal Tweets, oder Fast-Live-Videos wie im UK und Australien, wo es ebenfalls keinen 24-Stunden-Livestream mehr gibt. Damit gab es zu Promi Big Brother 2013 in der Fan-Community weniger Diskussionen, was auch zu weniger Unterhaltung in den sozialen Netzwerken führt. Da wurde immenses Potential nicht genutzt. Dass die Fans, die viel Geld für den 2-Stunden-Stream zahlten und dann nur wenig zu sehen bekamen, führte ebenfalls zu Ärger, der leicht hätte vermieden werden können. Durch exklusive Matches, angestoßene Diskussionen oder Partys, hätte die Attraktivität des Livestreams schnell erhöht werden können.

Big Brother: Die Sendung trägt seinen Namen. Und Zuschauern wird gesagt, dass er das Geschehen 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche verfolgt. Und dennoch haben wir ihn nur gehört, wenn er Zeiten oder Ergebnisse durchgesagt hat. Die Rede ist von Big Brother selbst. Als die ehemals als Montagsstimme bekannt gewordene Big Brother-Stimme in Staffel sieben erstmals eingeführt wurde, hatte sie schnell ihre Fans gefunden. Sie strotzte vor Autorität, zeigte aber auch Witz und Humor. Dass sie bei Promi Big Brother 2013 besonders in der ersten Woche nur gehört wurde, um jemanden zum Match zu rufen, ist ärgerlich. Auch hier wurde wieder einiges an Potential verschenkt, der Sendung einen eigenen Charakter zu geben.

The Ugly

Nach „The Good“ und „The Bad“ muss nun auch zwangsläufig „The Ugly“ kommen: Semmelknödel mit Wiener Würstchen. Gern Geschehen.

Fazit zu Promi Big Brother 2013

Auch wenn die Liste mit den Kritikpunkten lang ist (für den Anfang könnte man sich auf die Punkte Matches und Livestream konzentrieren), sollte für Sat.1 kein Grund bestehen, den großen Bruder wieder aus der Familie zu schmeißen. Im Laufe der zwei Wochen hat ein großer Lernprozess eingesetzt, der auch von den Zuschauern honoriert wurde. Wir hängen an dem Format und haben Big Brother schon einige Fehler verziehen. Immerhin ist er auch unser großer Bruder.

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Es ist bekannt, dass es eine zweite Staffel geben wird, auch wird es einige Änderungen geben – alles dazu könnt ihr hier lesen – Promi Big Brother – Das Experiment – “Back to Basics”.

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